- Parents for Future Marburg
Leserbrief und Stellungnahme zu Gewalt
LESERBRIEF
Zur Berichterstattung über die Konflikte zur A 49 - insbesondere zum
Artikel „Heftige Kämpfe im Dannenröder Forst” der OP am 22.9.2020
DEESKALATION UND ABRÜSTUNG SIND ANGESAGT,
KEINE KRIEGSRHETORIK UND GEWALT
„Heftige Kämpfe im Dannenröder Forst” konnten wir am 22. September
in der OP lesen und etwas später von „Eskalation …“. Beschreibt das
die Wirklichkeit und wenn ja welche? Oder ist das die übliche
Dramatisierung von Medien, um Aufmerksamkeit zu erregen?
Sprache soll Wirklichkeit abbilden. In der Berichterstattung der Medien
entstehen durch Sprache (und Bilder) eigene Geschichten und Bilder in
den Köpfen der Leser*innen.
WIR BITTEN DIE OP UND ALLE MEDIEN DARUM,
SPRACHE BEWUSST EINZUSETZEN,
um nicht bei vielen (unbeteiligten und
beteiligten) Leser*innen Bilder entstehen zu lassen, die den vorhandenen
Konflikt weiter verschärfen können. Wir bitten um möglichst
sachliche, unaufgeregte Berichterstattung, die den Konflikt um die A 49
von den verschiedenen Seiten aus darstellt und nicht weiter anheizt. Das
ist der OP in anderen Artikeln durchaus gelungen.
UM DEESKALATION UND ABRÜSTUNG BITTEN WIR ABER AUCH DIE DIREKT IN DIE KONFLIKTE UM DEN WEITERBAU DER A 49 DURCH HERRENWALD UND DANNENRÖDER FORST BETEILIGTEN.
Der Weiterbau kann sich auf gültiges Baurecht berufen. Dieses beruht
aber auf überholten und heute nicht mehr gültigen Richtlinien, z.B.
beim Gewässerschutz. Müsste heute nochmal über die Planungen
entschieden werden, wären sie nicht genehmigungsfähig. Und wenn wir
die Entwicklungen unseres Klimas mit den auch bei uns sicht- und
erlebbaren Folgen betrachten, müssen Gesetze und Richtlinien zum
Natur-, Umwelt- und Klimaschutz weiter verschärft werden, müssen wir
weg von immer mehr Individual- und Frachtverkehr auf den Straßen, weg
von immer mehr Flächenversiegelung. Der Blick zurück auf eine über
40jährige Planung hilft da nicht weiter. Wir brauchen eine
Verkehrswende.
Junge Leute (und auch viele Ältere) blicken sorgenvoll in ihre Zukunft
und setzen sich deshalb gegen den Weiterbau der A 49 und für den Erhalt
des Herrenwaldes und des Dannenröder Forstes, für eine Verkehrswende
ein, mit friedlichen Mitteln und auch mit Mitteln des „zivilen
Ungehorsams”. Ziviler Ungehorsam ist per Definition gewaltfrei. Dabei
muss es bleiben. Gewalttätige Aktionen Einzelner müssen unterbleiben,
sie schaden auch dem Anliegen der vielen friedlich Protestierenden.
Deges soll das Baurecht umsetzen, die Polizei das absichern. Die Nutzung
einer Waldwiese außerhalb des Baugebiets der A 49 wirkt wie eine
Provokation der Protestierenden. Auch solche, möglicherweise
unrechtmäßigen Provokationen müssen unterbleiben. Polizei und
Protestierende werden so schnell in hitzige Situationen verwickelt, die
schnell auch in Gewalt eskalieren können.
Deshalb geht UNSER WICHTIGSTER APPELL an die - nicht nur für die
Umsetzung von Baurecht, sondern auch für die Erhaltung des
gesellschaftlichen Friedens - verantwortlichen Politiker*innen:
Deeskalieren Sie, setzen Sie sich für ein Moratorium zum Bau
(Dannenröder Appell der „BI keine A 49” und anderer
Verkehrswende-Initiativen) ein, denken Sie neu nach über den Konflikt
zwischen Vergangenheit und Zukunft. Verantwortliche Politiker*innen
sollten nicht „schmutzige Bilder” vorhersagen, sondern alles dafür
tun, sie zu vermeiden.
Claus Schäfer
für die Parents4Future Marburg
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