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Samstag, 3. Oktober 2020

Leserbrief und Stellungnahme zu Gewalt

Leserbrief an die OP

LESERBRIEF

Zur Berichterstattung über die Konflikte zur A 49 - insbesondere zum

Artikel „Heftige Kämpfe im Dannenröder Forst” der OP am 22.9.2020

DEESKALATION UND ABRÜSTUNG SIND ANGESAGT,

KEINE KRIEGSRHETORIK UND GEWALT

„Heftige Kämpfe im Dannenröder Forst” konnten wir am 22. September

in der OP lesen und etwas später von „Eskalation …“. Beschreibt das

die Wirklichkeit und wenn ja welche? Oder ist das die übliche

Dramatisierung von Medien, um Aufmerksamkeit zu erregen?

Sprache soll Wirklichkeit abbilden. In der Berichterstattung der Medien

entstehen durch Sprache (und Bilder) eigene Geschichten und Bilder in

den Köpfen der Leser*innen.

WIR BITTEN DIE OP UND ALLE MEDIEN DARUM,

SPRACHE BEWUSST EINZUSETZEN,

um nicht bei vielen (unbeteiligten und

beteiligten) Leser*innen Bilder entstehen zu lassen, die den vorhandenen

Konflikt weiter verschärfen können. Wir bitten um möglichst

sachliche, unaufgeregte Berichterstattung, die den Konflikt um die A 49

von den verschiedenen Seiten aus darstellt und nicht weiter anheizt. Das

ist der OP in anderen Artikeln durchaus gelungen.

UM DEESKALATION UND ABRÜSTUNG BITTEN WIR ABER AUCH DIE DIREKT IN DIE KONFLIKTE UM DEN WEITERBAU DER A 49 DURCH HERRENWALD UND DANNENRÖDER FORST BETEILIGTEN.

Der Weiterbau kann sich auf gültiges Baurecht berufen. Dieses beruht

aber auf überholten und heute nicht mehr gültigen Richtlinien, z.B.

beim Gewässerschutz. Müsste heute nochmal über die Planungen

entschieden werden, wären sie nicht genehmigungsfähig. Und wenn wir

die Entwicklungen unseres Klimas mit den auch bei uns sicht- und

erlebbaren Folgen betrachten, müssen Gesetze und Richtlinien zum

Natur-, Umwelt- und Klimaschutz weiter verschärft werden, müssen wir

weg von immer mehr Individual- und Frachtverkehr auf den Straßen, weg

von immer mehr Flächenversiegelung. Der Blick zurück auf eine über

40jährige Planung hilft da nicht weiter. Wir brauchen eine

Verkehrswende.

Junge Leute (und auch viele Ältere) blicken sorgenvoll in ihre Zukunft

und setzen sich deshalb gegen den Weiterbau der A 49 und für den Erhalt

des Herrenwaldes und des Dannenröder Forstes, für eine Verkehrswende

ein, mit friedlichen Mitteln und auch mit Mitteln des „zivilen

Ungehorsams”. Ziviler Ungehorsam ist per Definition gewaltfrei. Dabei

muss es bleiben. Gewalttätige Aktionen Einzelner müssen unterbleiben,

sie schaden auch dem Anliegen der vielen friedlich Protestierenden.

Deges soll das Baurecht umsetzen, die Polizei das absichern. Die Nutzung

einer Waldwiese außerhalb des Baugebiets der A 49 wirkt wie eine

Provokation der Protestierenden. Auch solche, möglicherweise

unrechtmäßigen Provokationen müssen unterbleiben. Polizei und

Protestierende werden so schnell in hitzige Situationen verwickelt, die

schnell auch in Gewalt eskalieren können.

Deshalb geht UNSER WICHTIGSTER APPELL an die - nicht nur für die

Umsetzung von Baurecht, sondern auch für die Erhaltung des

gesellschaftlichen Friedens - verantwortlichen Politiker*innen:

Deeskalieren Sie, setzen Sie sich für ein Moratorium zum Bau

(Dannenröder Appell der „BI keine A 49” und anderer

Verkehrswende-Initiativen) ein, denken Sie neu nach über den Konflikt

zwischen Vergangenheit und Zukunft. Verantwortliche Politiker*innen

sollten nicht „schmutzige Bilder” vorhersagen, sondern alles dafür

tun, sie zu vermeiden.

Claus Schäfer

für die Parents4Future Marburg

Inhaltlich verantwortlich für den Inhalt dieses Beitrags gemäß § 18 Abs. 2 MStV:
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